Buchverfilmung: 98% derer, die das Originalwerk gelesen haben, fühlen sich also schon mal angepisst. Ich lese nichts, von dem ich glaube, dass es verfilmt werden könnte, um mir den Filmspaß nicht zu verderben, ergo hatte man mich spätestens nach 3 Minuten und dem ersten Song.
Ja, ich hab eine Schwäche für American Country Music und kann mich an unzählige Nächte erinnern, in denen ich eben jenen Klängen gelauscht habe und meine eigenen Vorstellungen davon hatte.
Und yes, die Umsetzung davon ist dermaßen bombastisch, dass einfach jeder davon begeistert sein muss – einfach, weil im Film dazu alles passt! Farben, Klänge, Publikum, Sound, Kamera, Technik im Hintergrund, Abmischung: Die Songs sind dermaßen geil, dass sie den Film fast allein schon retten.
Gleiches gilt für die Technisierung rund um den Film: Die Crew im Hintergrund hat großartige Arbeit geleistet – und zwar bis in die kleinsten Ecken: Selbst die Casting-Geschichte, die sich über Wochen hinzog, weil man tatsächlich sehr anspruchsvoll auswählen musste, hat hier erstklassige Arbeit geleistet und Leute auf die Bühne geholt, die man von außen vielleicht nicht gleich kennt, die aber in meinen Augen perfekt ausgewählt wurden, um ihren Rollen im Film zu entsprechen.
Mankos? Die Inhalte. Man mag sich über die Moral solcher Filme streiten und ich mag sie aufgrund meiner Spoilerfreiheit jetzt hier auch nicht einzeln zerpflücken und aufschlüsseln .. und meinetwegen, es ist okay, wenn man derart in eine Geschichte packen will und die Leute dazu “bekehren”, auch wenn alles in Love-Liebe und Schnulze ertrinkt.
(P.S: Don’t forget the songs: Die retten wirklich alles!!!)
Die Handlung an sich (Buchvorlage => Gebt also der Autorin die Schuld) ist allerdings derartig kitschig und unglaubwürdig, dass ich sehr gut verstehen kann, wenn dieser Film gemischte Kritiken vom Publikum erntet: Und die fielen in der Sneak Preview tatsächlich super ausgewogen aus – zu etwa gleichen Teilen gut / mittel / schlecht, was meiner Meinung nach absolut zu diesem Film passt, je nach Gewichtungsgrundlage.
Mein Kinobuddy meinte noch: “Warum verschleudert man so viel großartiges Potenzial an so einen mistigen Plot?” – und damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Wer sich wieder einmal richtig in einen Milchbubi verschießen will, oder die weibliche Riege voll auskosten, wer auf gemütlichen Südstaaten-Flair steht oder in Musikwelten abtauchen möchte ohne dabei den trockenen Knuspermüsli-Effekt einer Dokumentation ertragen zu müssen, wer abartig geile Songs genießen und in den erstklassigen Kinoboxen zum Besten gegeben haben möchte, der darf in den Film – und wird ihn lieben.
Wem’s um Story geht und wer da ein paar Ansprüche erhebt, wird gnadenlos enttäuscht und wer beides zu gleichen Teilen wertet, wählt am Ende eben “mittel”.
Ich bin gespannt, was ihr zu dem Titel sagen werdet, ich werde (ob der grandiosen Musik!!!) wohl noch einmal reingehen und mir die Show erneut antun … denn davon hätte ich gern unsäglich viel mehr!
.kinoticket-Empfehlung: Die Musik!!! So etwas großartiges, mitreißendes und absolut exzellent ausgeführtes gehört durch ein Kinobesuch belohnt!
Der Rest vom Film stimmt auch absolut, bis auf den tragenden Teil der Geschichte: Der ertrinkt im süffisanten Südstaaten-Heimatschmonzetten-Kleinbürgertum und kann von Plotversessenen wohl kaum wegignoriert werden.
Wer sich jedoch dafür entscheidet, den Film zu sehen, der sollte es solange tun, solange er im Kino läuft, danach ist auch der absolut rettende Teil der Musik “im Arsch”. Also sagt ja und geht ins Kino, oder lasst es ganz bleiben.
Nachspann
❌ abwarten lohnt nicht, man darf gerne rausspazieren.
Kinostart: 16. August 2018